Wussten Sie, dass......
bei den meisten Betrachtungen der verschiedenen Fangmethoden das Wohl der Fische völlig außer Acht gelassen wird? Sowohl bei den Netzfangmethoden....(Stellnetz, Treibnetz, Schleppnetz, Grundschleppnetz) als auch bei den Leinenfangmethoden (Leine, Angelrute, Langleine) erleiden die Fische zum Teil stundenlang Schmerzen, Stress, Verletzungen und Todesangst. Auch der sogenannte Beifang, also Fische und andere Tiere, die eigentlich nicht das „Fangziel“ sind, aber trotzdem mitgefangen werden, ist teilweise sehr hoch und kann nach Schätzungen bis zu einem Viertel der Zielfangmenge ausmachen. Der Beifang wird in der Regel über Bord geworfen.
Im folgenden werden Fangmethoden beschrieben, samt ihren Auswirkungen auf die gefangenen Fische (aus: Alison Mood, Auf See geht es schlimmer zu: Leid und Wohl gefangener Wildfische, übersetzt und ergänzt von Billo Heinzpeter Studer, fish-fact 13, Kapitel 3-12)
"Das Leiden wird den Fischen durch den ganzen Prozess vom Fangen bis zum Tod hindurch zugefügt, den man in drei Abschnitte einteilen kann:
Den Prozess des Fangens, der viele Stunden, bei manchen Fischereimethoden sogar Tage dauern kann,
den Prozess des Anlandens und des Auslösens der Fische aus Netzen und von Haken,
den Prozess des Sterbens der Fische, meist dadurch, dass man sie einfach ersticken lässt oder sie lebend ausnimmt, filetiert oder einfriert.
Die Beschreibungen können Hilfestellungen sein, wenn bei "Fischratgebern" die Fangmethode angegeben ist.
Schleppnetzfischerei: "hierbei werden große taschenförmige Netze durch das Wasser gezogen. Fische, die in Schleppnetzen gefangen wurden, werden zum «Steert» am Ende des Netzes gedrängt. Hier werden sie wahrscheinlich zusammengedrückt und schliesslich unter Massen von anderen Fischen begraben. Das Schleppen kann mehrere Stunden andauern und ein Teil der Fische stirbt vor dem Landen infolge von Zerdrücken, Ersticken oder Kreislaufversagen. Aus der Tiefe gefangene Fische können Dekompression erleiden, wenn sie durch die Wasserschichten an die Oberfläche gezerrt werden. Der plötzliche Druckwechsel kann dazu führen, dass Teile der Gedärme aus Mund und Anus gedrängt, die Augen aus ihren Höhlen gedrückt werden und die Schwimmblase platzt. Diejenigen, die den Fang und das Anlanden überleben, sterben gewöhnlich durch Ersticken oder im Lauf der Verarbeitung.
Schleppnetze fangen alles, was ihnen in den Weg kommt und nicht klein genug ist, um durch die Maschen im Netz zu entkommen: Sie erwischen nebst der gesuchten Fischart allerhand Beifang (Bycatch), dessen unerwünschter Teil als Rückwurf (Discard) gleich wieder von Bord gespült wird. Die Schleppnetzfischerei bzw. der Fang tropischer Krabben mit Schleppnetzen verursacht 55% bzw. 27% des weltweiten Wegwurfs. Netze, die über den Meeresboden geschleppt werden (Grundschleppnetz, bottom trawl), können den Meeresgrund stark beschädigen und dabei den Lebensraum der Fische zerstören."
Ringwadenfischerei: "Bei der Fischerei mit der Ringwade (Purse seine) wird ein Fischschwarm nach und nach von einer manchmal bis zu 1 km langen Mauer von Netzen umrundet, die im Wasser hängen und zu einem Kreis zusammen gezogen werden. Ist der Ring einmal geschlossen, wird das Netz wie ein Sack mit einer Zugschlaufe zusammengezogen und schliesst so die Fische ein. Sie werden entweder im Netz an Bord gehievt, auf das Deck gepumpt oder in kleinere Kescher geschaufelt und an Bord gehoben. In einer Studie wurde beobachtet, dass der Stresspegel von Sardinen, die in Ringwaden gefangen wurden, jenem ähnlich war, der bei andern akuten Gefahren festgestellt wurde. Die gleiche Studie fand heraus, dass der Stresspegel sich fortlaufend erhöhte, je länger die Fische im Netz verblieben. Fischen können weitere Verletzungen zugefügt werden, wenn sie auf das Schiff verbracht werden. Pumpen können Flossen brechen und Schuppen beschädigen. Beim Ramping wird das Netz mit allen Fischen an Bord gehievt, wodurch viele von ihnen zerdrückt werden. Beim Brailing werden die Fische mit Keschern aus dem Netz ins Schiff gehievt. Bei Lachsen, die mit dieser Methode statt mit dem Ramping an Bord geholt wurden, sind Mortalität und die Zahl zerrissener Leiber geringer als beim Ramping." Der Beifang kann hier ebenfalls sehr hoch sei.
Kiemennetz-Fischerei: "Ein Kiemennetz ist eine Mauer von Netzen, die im Meer hängen und für Fische unsichtbar sind. Fische von einer bestimmten Grösse, die in ein Kiemennetz schwimmen, passen nur bis zu ihrem Kopf in eine Masche und werden eingeschnürt, wenn sie versuchen, sich rückwärts zu bewegen. Während der Fisch kämpft, um sich selbst zu befreien, verwickelt er sich noch mehr und durchlebt wahrscheinlich Angst und Panik. Das Einschnüren der Kiemen durch das Netz kann auch dazu führen, dass der Fisch nicht mehr richtig atmen kann. Der Fluchtkampf kann auch zu Schnitten in Haut und Schuppen führen. Der eingeschnürte Fisch kann zusätzlich Verletzungen durch Angriffe von Raubtieren wie Seelöwen erleiden. Fische können für viele Stunden oder sogar Tage so gefangen bleiben; dabei kann ein Teil von ihnen schon vor dem Anlanden sterben."
Auch hier könnte durch Maßnahmen, wie rasches Einholen der Netze, verschiedenen Materialien der Netze, Beifang durch Warnsysteme z.B. für Wale, das Leiden der Fische und anderen Meereslebewesen verringert werden.
Handleinen und kleine Angelruten: "Beim Fang mit der Handleine sowie mit der kleinen Angelrute (rod and line) werden die Fische meist einzeln mit einem Haken und einer Schnur gefangen. Handleinenfischer verwenden keine Rute, sondern halten eine Leine in ihrer Hand. Wie bei jeder Fangmethode mit Haken werden die Fische gefangen, wenn sie nach dem köderbe- setzten Haken schnappen, der sich im Maul des Fisches oder anderswo an seinem Leib festsetzt. Das Anhaken ist stressig für den Fisch und verursacht eine Alarmreaktion: er kämpft, um sich zu befreien. Das kann zu starker Erschöpfung führen. Das Anhaken von Fischen verursacht Verletzungen, die manchmal schwer sind und wahrscheinlich zusätzliches Leiden verursachen. Im Vergleich mit anderen verbreiteten Fischfangmethoden betrachten Naturschutzorganisationen das Fischen mit Angel und Leine oder Handleine als Methode mit niedriger Beifangrate, so etwa der WWF Kanada, wobei Beifang schnell freigelassen wird. Zudem ist die Beeinträchtigung des Lebensraums geringer als bei andern Fangmehoden.
Schleppangelfischerei: Beim Schleppfischen werden Leinen mit Köderhaken oder Lockmitteln von einem sich langsam bewegenden Schiff durch das Wasser gezogen. Gefangene Fische werden schnell angelandet. Manchmal werden die Fische mit einem Haken gegafft (Wikipedia: Das Gaff ist ein Haken an einem langen Stiel, mit dem große Fische aus dem Wasser gehoben werden. Das Gaff wird vor allem beim Hochseeangeln und beim Eisangeln eingesetzt, wenn der Fisch zu groß und schwer für einen Kescher ist) , um sie anzulanden. Manchmal werden lebende Fische als Köder benutzt. Diese Praktiken erhöhen das verursachte Leiden.
Lange Angelrute (Pole & line): "Die lange Angelrute (Pole & line) wird vor allem zum Fang von Thunfischen eingesetzt. Dabei werden die Fische in der Regel mit Köderfischen an die Oberfläche gelockt. Haben die Fischer einen Fischschwarm lokalisiert, versetzen sie diesen in einen Fressrausch, indem sie Köderfische wie Sardellen und Sardinen entlang des Schiffs auswerfen. In diesem Fressrausch schnappen die Fische nach allem, was hell aufglänzt wie die kleinen Fische – auch nach den unbeköderten Angelhaken. Hängt ein Fisch am Haken, schwingt der Fischer die Rute so, dass der Fisch über ihn hinweg fliegt und hinter ihm auf Deck klatscht, wo die widerhakenlose Angel meist von selbst vom Fisch fällt und gleich wieder aus- geworfen werden kann. Der damit verbundene Zeitgewinn ist den Fischern wichtig, weil diese Fangmethode nur funktioniert, solange der Fressrausch anhält und der Schwarm an der Oberfläche bleibt. Aus der Sicht der Zielfische mag diese Methode dank ihrer kurzen Fangzeit eine der schonendsten Fangtechniken sein. Allerdings ist auf vielen Booten sofortiges Töten der Fische die Ausnahme. Nur wenn es um Sushi-Qualität für den japanischen Markt geht, ist eine sofortige Tötung vorgeschrieben.
Wegen des oben erwähnten engen Zeitfensters beim Fang nimmt sich kaum ein Fischer die Zeit für die Tötung, obschon sie an sich möglich wäre, wenn ein Mann hierfür abgestellt würde. Nur bei grossen Thunfischen könnte dies auf kleinen Booten allenfalls problematisch werden, da der hinter den Fischern stehende Mann befürchten müsste, von den auf Bord katapultierten Fischen erschlagen zu werden. Auf grossen Booten oder bei anderer Fangmethode dagegen entfällt dieses Risiko ganz. Auch aus Sicht der lebenden Köderfische sieht der Fang mit der Angelrute weniger sanft aus.
Langleinenfischerei: "Langleinenfischerei oder Longlining ist eine kommerzielle Fischfangmethode, die Hunderte oder sogar Tausende von Köderhaken verwendet, die an einer einzigen, bis 50 oder gar 100 km Leine hängen. Anders als bei anderen Fischfangmethoden mit Haken und Leine, die hier zuvor diskutiert wurden, ist die Dauer der Gefangenschaft bei der Langleinenfischerei sehr lang. Fische werden oft erst Stunden oder Tage nach dem Anbiss angelandet, wenn die Langleine eingeholt wird.
Langleinen töten Seevögel, Meeresschildkröten und Haie sowie andere Fischarten, auf welche die Fischer nicht abgezielt haben, die aber von den Ködern angezogen werden. Meeresvögel wie der Albatros geraten an die Haken, wenn sich die Leinen nahe der Oberfläche befinden. Die angehakten Vögel werden unter Wasser gezogen und ertränkt. Bei der Langleinenfischerei fällt eine grosse Anzahl von Beifangfischen an, welche tot zurückgeworfen werden. Insbesondere werden mehr Haie als Beifang gefangen als mit jeder anderen Fangmethode in internationalen Gewässern."
Fangen mit Fallen und Reusen: "Fallenstellen ist eine Fischfangmethode, bei der Fische lebend und unverletzt gefangen werden können, indem sie in kleine Käfige mit Ködern schwimmen. Fischfallen haben zum Ziel, Fische lebend und unverletzt zu fangen. Die Fische können jedoch in der Falle getötet werden: beim Versuch, zu entkommen, oder durch Raubtiere. Leidens-, Verletzungs- und Todesraten werden durch kürzere Zeitintervalle zwischen dem Setzen und dem Einholen der Fallen wahrscheinlich reduziert."
Harpune: "Eine Harpune ist ein Speer mit Widerhaken, der auf einen Fisch abgefeuert wird. Diese Methode wird eingesetzt, um grosse Spezies wie Schwertfische zu fangen. Ist der Fisch getroffen und hat die Harpune Halt gefunden, lässt man den Fisch schwimmen, bis er erschöpft ist; dann wird er in einer Schlinge gesichert und an Bord gehievt. Wie beim Walfang wirft das Harpunieren von Fischen starke Tierschutzbedenken auf, wird jedoch als Methode mit relativ niedrigen Beifangmengen angesehen, da die Fische ausgewählt werden, bevor die Harpune abgefeuert wird."
Dynamtfischen: Das Fischen mit Explosivmitteln wie Dynamit (blast fishing) ist in vielen Küstengebieten und entlegenen Regionen verbreitet, vor allem beim Fang an Korallenriffen. Dabei zielen die Fischer auf grosse Arten mit hohem Marktwert; Hunderte oder Tausende von nicht gewünschten Fischen erleiden aber ebenfalls die Folgen der Explosion. Fische im Zentrum der Explosion sterben rasch; isoliert von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet wäre das von dieser Methode ausgelöste Tierleid gering. Vom ethischen Standpunkt aus beurteilt ist die Methode hingegen abzulehnen, weil sie vorwiegend Fische umbringt, die gar nicht verwertet werden. Zudem ist davon auszugehen, dass Fische am Rand der Explosion zwar nicht sofort getötet, aber so schwer verletzt werden, dass sie keine Überlebenschance haben. Dynamitfischen ist extrem nicht- selektiv und nicht-nachhaltig und daher weltweit verboten, weil es die marine Nahrungskette zerstört und mit enorm hohem und nicht verwertbarem Beifang verbunden ist: zu junge Fische der Zielarten, Fische nicht gefragter Arten, Meeresschildkröten, Seevögel usw. Der hohe Beifang von Jungfischen ist ein wesentlicher Faktor des Rückgangs vieler Fischbestände; dies gilt für das Fischen mit Dynamit wie für Grundschleppnetze.