Überfischung der Meere
Wussten Sie, dass....
....die meisten Weltmeere bereits überfischt sind?
Die Überfischung der Weltmeere durch die industrielle Fischerei ist ein globales Problem.
Dadurch sind in vielen Meeresregionen Fischbestände bedroht und die Biodiversität (Artenvielfalt) wird
zunehmend reduziert. Durch den Kauf zertifizierter, nachhaltig produzierter Fischprodukte können
Verbraucherinnen und Verbraucher zur Verringerung der Umweltbelastung beitragen. Es bedarf aber
internationaler Abkommen, um Fangquoten für Fischarten festzulegen und Meeresschutzgebiete
auszuweisen, um die Überfischung und die Reduzierung der marinen Biodiversität langfristig zu
bekämpfen.
Überfischung der Meere bedeutet, dass mehr Fische gefangen werden, als durch natürliche
Fortpflanzung nachwachsen oder aus benachbarten Regionen einwandern können. Zwar ist der
globale Meeresfischfang laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen
(FAO) mit etwa 80 Millionen Tonnen seit Jahrzehnten relativ konstant. Die FAO sieht aber fast 38 %
der weltweiten Meeresregionen als überfischt an (Daten für 2021). Allerdings fehlen in der
offiziellen Statistik illegale Fänge oder nicht berichtete Mengen, beispielsweise ungewollter
Beifang, der wieder über Bord geworfen wird. Somit kann der Anteil der überfischten marinen
Gebiete tatsächlich noch höher liegen.
Ein wesentlicher Aspekt, der zur Überfischung führt, ist die immer noch steigende Nachfrage nach
Fisch, da Meerestiere in vielen Meeresanrainer-Staaten des globalen Südens mit steigenden
Bevölkerungszahlen eine wichtige Eiweißquelle sind. In entwickelten Staaten ist die Nachfrage
nach Fisch als Bestandteil einer gesunden Ernährung weiterhin hoch.
Die Überfischung vieler Meeresregionen ist vorwiegend eine Folge der industriellen Fischerei, die
mit hochentwickelter Technik wie Sonargeräten nach Fischschwärmen sucht und diese mit riesigen
Schleppnetzen abfischt. Moderne Fabrikschiffe können bis zu 200 Tonnen Fisch an einem Tag
fangen und verarbeiten.
So werden große Mengen Fisch gefangen, häufig ohne ausreichend Rücksicht auf Bestände oder
Lebensräume zu nehmen. Nur in wenigen Regionen gibt es, wie in der Europäischen Union, Schutz
durch nationale oder international vereinbarte Fangquoten für geschützte Fischarten und eine
ausreichende Überwachung der Maßnahmen. Hinzu kommt die illegale Fischerei, die außerhalb
staatlicher Kontrolle erfolgt. So geht China kaum gegen illegale Fischerei durch seine Fangflotte
vor.
Die ökologischen Konsequenzen der Überfischung sind dramatisch. In überfischten Regionen
schrumpfen Fischbestände oder sind sogar vom Aussterben bedroht. So brach bereits in den 1990er
Jahren die Kabeljau-Population vor Neufundland durch Überfischung zusammen und hat sich erst
jetzt nach über 30 Jahren wieder erholt. Die Überfischung kann außerdem zu einem
Ungleichgewicht in marinen Ökosystemen führen. So wird das gesamte Nahrungsnetz
beeinträchtigt, wenn einzelne Fischarten stark dezimiert werden. Neben der gezielten Befischung
trägt auch der Beifang, das unbeabsichtigte Mitfangen von Jungfischen oder nicht befischten Arten
wie Delfinen, zur Verringerung der marinen Vielfalt bei.Besonders in Küstenregionen des globalen
Südens hat die Überfischung schwerwiegende wirtschaftliche und soziale Folgen für die Millionen
Menschen, deren Lebensgrundlage die Fischerei ist.
Zwar wird schon seit längerem über nachhaltige Fischerei als Lösung der Überfischung diskutiert,
doch gibt es diese erst in Ansätzen. Dazu gehört die internationale Vereinbarung von Fangquoten,
um zu verhindern, dass mehr gefangen wird, als nachwachsen kann. Eine neue Studie zeigt
allerdings, dass die Fischpopulationen häufig zu hoch eingeschätzt werden und somit die auf dieser
Basis berechneten Fangquoten nicht ausreichend vor Überfischung schützen.
Auch die Ausweisung von internationalen Meeresschutzgebieten, in denen Fischerei verboten ist,
könnte zur Erholung der Bestände bedrohter Arten beitragen, sofern diese ausreichend groß sind
und auch eine wirksame Kontrolle erfolgt. Auf der internationalen Weltnaturkonferenz 2022 wurde
eine globale Vereinbarung getroffen, mindestens 30 Prozent der weltweiten Meeresfläche bis 2030
unter Schutz zu stellen. Leider ist die Umsetzung noch in weiter Ferne. Ein anderer Aspekt beim
Schutz von Fischpopulationen sind effektivere Fischfangtechniken, die den Beifang reduzieren und
damit die negativen Auswirkungen der industriellen Fischerei verringern.
Nicht zuletzt können aber auch wir als Verbraucherinnen und Verbraucher etwas dazu beitragen, die
Überfischung zu reduzieren: verschiedene Label kennzeichnen Fischprodukte aus nachhaltiger
Herkunft. Beispiele sind MSC (Marine Stewardship Council) oder Naturland. Eine Alternative
können auch Fische aus Aquakulturen sein, die aber auch ökologische Fragen aufwerfen (siehe: Aquakultur-Industrie).
Quellen
www.worldoceanreview.com/de/wor-7/nahrung-aus-dem-meer/problemzone-fischerei/
www.ourworldindata.org/fish-and-overfishing
www.srf.ch/wissen/natur-tiere/ueberfischung-vielen-fischpopulationen-geht-es-schlechter-als-
bisher-gedacht
www.fao.org/newsroom/detail/fao-report-global-fisheries-and-aquaculture-production-reaches-a-
new-record-high/en