Wussten Sie, dass...
dass nach der Tierschutz-Schlachtverordnung §1 (3) Wirbeltiere vor dem Schlachten betäubt werden müssen? Bei Massenfang in der Hochsee- und Küstenfischerei wird diese Vorschrift jedoch häufig missachtet, da die Betäubung aufwendig ist und in der Praxis schwer umzusetzen ist.
Die folgenden Aussagen sind entnmmen aus: Alison Mood, Auf See geht es schlimmer zu: Leid und Wohl gefangener Wildfische (übersetzt und ergänzt von Billo Heinzpeter Studer); Teil 2: Wichtigste Fangmethoden und Tierschutz, Kapitel 15 Verarbeitung lebender Fische)
"Auf hoher See ist die Lage für Fische oft grausam: Viele Fische, die nicht sofort tot angelandet werden, sterben durch Ersticken oder Verstümmelung beim Ausnehmen. Das Entfernen der Fische aus dem Wasser ist für sie äußerst stressig, da sie heftig versuchen zu entkommen. Heringe z. B. werden meist gekehlt; dabei wird ein langes Messer in die Kiemen eingeführt und Kiemen, Darm und Magen entfernt. Der Begriff Vivisektion, wörtlich: Zerschneidung eines lebenden Tieres, wäre hier zutreffend.
Die Dauer, bis Fische nach dem Fang sterben, variiert stark: Bei Heringen dauert es etwa 25 bis 65 Minuten, beim Ersticken ohne Ausnehmen sogar 55 bis 250 Minuten. Einige Arten, wie Aale, können lange außerhalb des Wassers überleben
Oft werden Fische auf Eis gelegt, um sie zu kühlen. Studien zeigen jedoch, dass das Auskühlen Stress verursacht und das Leiden der Fische verlängert."
"Methoden des schonenden Tötens"
In Kapitel 16 „Schonendes Schlachten gefangener Wildfische“ werden zwei Methoden vorgestellt:
Kopfschlag: Ein kräftiger Schlag auf den Kopf, der bei richtiger Ausführung sofort Bewusstlosigkeit verursacht.
Spiking: Das Eindringen eines Metalldorns ins Gehirn, was ebenfalls sofort Bewusstlosigkeit herbeiführt. Diese Methode ist sehr effektiv, erfordert jedoch Präzision.
Beide Methoden sind bei kleinen bis mittleren Fischen gut umsetzbar, bei größeren oder verschiedenen Arten schwierig.
In der Aquakultur wird elektrische Betäubung eingesetzt, um Fische stressarm zu töten. Einige Firmen, wie SeaSide in Norwegen, testen diese Methode auch bei Wildfischen auf dem Meer, um das Leiden zu verringern.
Eine vielversprechende Methode ist die Betäubung mit Nelkenöl, z.B. AQUI-S. Dieses Mittel wird in Ländern wie Neuseeland, Australien und Chile verwendet, um Fische langsam zu sedieren („rested harvest“). Nach der Betäubung werden die Fische durch Kopfschlag oder Spiking getötet. Diese Methode ist stressarm und kann die Qualität des Fangs verbessern.
Der Schutz der Fische vor unnötigem Leiden ist möglich, erfordert jedoch die Anwendung geeigneter Methoden und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben. Fortschritte in der Betäubungstechnik, wie elektrische Verfahren oder chemische Sedierung, bieten vielversprechende Ansätze, um den Tierschutz beim Fischfang zu verbessern.
Quelle: Alison Mood, Auf See geht es schlimmer zu: Leid und Wohl gefangener Wildfische (übersetzt und ergänzt von Billo Heinzpeter Studer); Teil 2: Wichtigste Fangmethoden und Tierschutz, 15 Verarbeitung lebender Fische)