Wussten Sie, dass….
die Verschmutzung der Meere nicht nur Meerestiere betrifft, sondern auch die Lebensgrundlagen von uns Menschen?
Um die Weltmeere als Lebensraum für Tiere und nachhaltige Lebensgrundlage für künftige Generationen zu erhalten, muss die Belastung durch Müll, Chemikalien und Nährstoffe reduziert werden. Dies kann nur auf globaler Ebene erfolgen, da weltweit Belastungsquellen existieren.
Die Verschmutzung der Meere mit Chemikalien, Öl, Munitionsresten , Plastikmüll und anderen menschengemachten Einträgen ist eines der größten globalen Umweltprobleme. Sie betrifft nicht nur einzelne Meerestiere, sondern die gesamten Ökosysteme und kann dort, wo Menschen am Meer leben, auch die menschliche Gesundheit beeinträchtigen. Zudem verursacht die Meeresverschmutzung wirtschaftliche Belastungen, wenn sie touristische Nutzungen von Meeresgebieten durch hohe Schadstoff- oder Müllbelastungen beeinträchtigt oder Fischbestände durch sie stark verringert werden. Nicht zuletzt werden Menschen auch belastet, wenn sie auf Nahrung aus dem Meer angewiesen ist und dabei mit den Meerestieren auch Schadstoffe aufnehmen.
Schema: Meeresverschmutzung, die Fische und andere Meerestiere beeinträchtigt
Die Meeresverschmutzung durch Plastikmüll ist durch die oft sichtbare Belastung, beispielsweise an Stränden, vielen Menschen inzwischen bewusst. Jährlich gelangen Millionen Tonnen Plastik in die Weltmeere. Die Einträge erfolgen vorwiegend über die Flüsse oder von den Küsten, aber auch direkt auf dem Meer durch illegale Abfallentsorgung, über Bord gegangene Ladung bei Schiffshavarien oder verlorene Fischernetze. In Medien sind häufig Bilder von im Meerwasser treibenden Plastiktüten, Flaschen oder Fischernetzen zu sehen. Sie gefährden Meerestiere, da diese sich darin verfangen können und verletzt werden. Gefährlich ist aber vor allem das Mikroplastik, dass durch Sonneneinstrahlung und mechanische Belastung aus den ursprünglichen Plastikprodukten entsteht. Die schwebenden Teilchen haben maximal eine Seitenlänge von unter 5 Millimetern, sind aber häufig sehr viel kleiner und teilweise kaum mit bloßem Auge zu erkennen. Diese Partikel werden von vielen Organismen aufgenommen, da sie sie mit ihrer Nahrung verwechseln, die ähnlich groß ist. Da Mikroplastik häufig nicht ausgeschieden werden kann, reduziert sich die Nahrungsaufnahme der Tiere, wenn der Magen damit gefüllt ist. Dies kann zu vermindertem Wachstum und im Extremfall zum Hungertod führen.
Angespülte Plastikfunde am Strand bei einem Clean-up Bild: Project Blue Sea e.V.
Auch Chemikalien stellen eine Bedrohung von Meerestieren dar. Einträge erfolgen häufig durch küstennahe Einleitungen von kommunalen und industriellen Abwässern, aber auch indirekt über Einleitungen in Flüsse, die im Meer enden. Besonders relevant sind solche Chemikalien, die sehr langlebig sind (weil sie nur langsam abgebaut werden), sich in Meerestieren anreichern und zudem giftig sind. Beispiele sind die sogenannten „Ewigkeitschemikalien“ PFAS, Flammschutzmittel aus Textilien und anderen Produkten oder bestimmte Pestizide, die in der Landwirtschaft gegen Pflanzenschädlinge eingesetzt werden. Viele Chemikalien stammen auch aus Produkten, die in Haushalten genutzt werden, wie Arzneimittel, Kosmetika oder Reinigungsmittel. Zwar werden die Abwässer aus städtischen Gebieten und Industriebetrieben in vielen entwickelten Staaten inzwischen in Kläranlagen gereinigt, doch sind auch nach der Wasserreinigung noch viele Stoffe im Ablauf zu finden. So findet man die Ewigkeitschemikalien (beispielsweise aus Outdoor-Bekleidung oder aus vielen industriellen Anwendungen) heute in hohen Konzentration im Meeresschaum an Nord- und Ostsee.
Meeresschaum enthält hohe Konzentrationen der „Ewigkeitschemikalien“ PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen) Bild: Project Blue Sea e.V.
Ölverschmutzung durch Tankerunglücke oder Lecks in Bohrinseln ist eine weitere schwerwiegende Form der Meeresverunreinigung, da sie häufig große Regionen betrifft. Dabei sind dann auch besonders Seevögel betroffen, deren Gefieder verklebt. Eine andere Belastungsquelle sind Düngemittel aus der Landwirtschaft, die über Flüsse ins Meer gelangen und dort zu Überdüngung (Eutrophierung) führen. Dadurch kommt es zu starkem Algenwachstum. Beim Absterben der Algen können Sauerstoffmangelzonen entstehen, in denen kaum noch Meerestiere leben können.
Die Meeresverschmutzung betrifft auch uns Menschen. Vor allem sind Bevölkerungen von Küstengebieten betroffen, die durch Schadstoff-Einleitungen beeinträchtigt sind. Mikroplastik kann über Fische und Meeresfrüchte in die Nahrungskette und damit auch in den menschlichen Körper gelangen, wenn wir Fische und Meerestiere als Nahrung zu uns nehmen. Das gleiche gilt für die Chemikalien, die in den Meeresorganismen zu finden sind. Die gesundheitlichen Risiken dieser Belastungen für Menschen können sehr hoch werden, wenn Fisch und Meeresfrüchte einen großen Anteil an der Ernährung haben.
Zwar gibt es bereits einige internationaler Abkommen, die den Eintrag von Schadstoffen in die Umwelt zu begrenzen versuchen. Ein Beispiel ist das Stockholmer Übereinkommen, durch das einige besonders langlebige organische Schadstoffe weltweit verboten wurden. Leider ist die Anzahl der produzierten Stoffe mit gefährlichen Eigenschaften sehr hoch und die Interessen der verschiedenen Staaten unterschiedlich, so dass internationale Vereinbarungen zur Regulierung nur sehr langsam vorankommen. So sind die Verhandlungen für ein globales Plastikabkommen mit dem Ziel, Maßnahmen gegen die weltweite Plastikverschmutzung zu erreichen, Ende 2024 vorerst gescheitert.
Quellen
www.worldoceanreview.com/de/wor-7/die-verschmutzung-der-meere/ein-problem-gigantischen-ausmasses/
www.tagesschau.de/investigativ/swr/pfas-ostsee-nordsee-100.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Stockholmer_Übereinkommen
www.tagesschau.de/ausland/plastikabkommen-ohne-einigung-100.html